Lot Nr. 348


Bruno Gironcoli *


(Villach 1936–2010 Wien)
Ohne Titel (Metallguß in Gummihülle [weiß]), 1975, signiert B. Gironcoli, vom Künstler bezeichnet: „Der Scherenschnitt, am Rand unten “Figur aus Metallguß in Gummihülle (weiß)“, Bleistift, Aquarell, Kreide auf Papier, 25,5 x 36 cm, Passep.-Ausschnitt 24,5 x 35,5 cm, gerahmt

Ausgestellt:
Bruno Gironcoli, Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München 1977/1978
Ganzseitige Abbildung im Ausstellungs-Katalog:
Bruno Gironcoli, Museum des XX. Jahrhunderts, Wien 1977 Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München 1977/1978
Galerie im Taxispalais, Innsbruck 1978
Salzburger Kunstverein Salzburg, Salzburg Künstlerhaus, 1978 Kulturhaus der Stadt Graz, Graz, Steirischer Herbst 1978 Allerheiligenpresse, Innsbruck 1977, S. 140

Provenienz:
Privatsammlung, München – direkt vom Künstler

Warum? Warum ist die besondere Qualität dieses grandiosen Oeuvres nicht ohne weiteres auf einen Nenner zu bringen? Dabei ist der Künstler kein Unbekannter, das ganz gewiss nicht. Es gab große Ausstellungen seines Werks in Österreich, in Deutschland und anderen Ländern. Ganz besonders ist die große Ausstellung in Erinnerung geblieben, die das MAK 1997 zeigen konnte. Wichtige Kritiker und einflussreiche Historiker haben seine Plastiken und seine nicht minder bewegenden Papierarbeiten beschrieben, analysiert und die besonderen formalen Eigenheiten und ihre zeitdiagnostischen Inhalte wortreich hervorgehoben.
An seinem beträchtlichen Renommee, untermauert durch seine nicht weniger erfolgreiche Lehrtätigkeit, kann es also nicht liegen, dass das Werk nach wie vor Verblüffung und jene Mischung aus Faszination und Skepsis, aus Betroffenheit und Ernüchterung auslöst und offensichtlich bis heute nicht jenen herausragenden Status hat, der ihm meines Erachtens gebührt. Die Gründe für diese eigentümlich ambivalente Rezeption sind aber meiner Einschätzung nach weniger im Werk selbst zu suchen als in der Tatsache, dass sich Gironcolis Arbeiten weder einer der großen Bewegungen des 20. Jahrhunderts zurechnen lassen noch unmittelbar schulbildend gewirkt haben.
Auffällig erscheint zunächst, dass sich der Künstler kaum einschlägig an der sogenannten Hochkunst und ihren jeweils aktuellen Ausprägungen orientiert hat. Eine gewisse, wenngleich ferne Affinität lässt sich beobachten, denkt man an Giacometti und Beuys, an die Arte Povera oder die Minimal Art. Grundsätzlich bleibt darüber hinaus festzuhalten, dass selbstverständlich auch das Readymade und die Installation bei Gironcolis Entwicklung eine Rolle gespielt haben. Sein Blick richtete sich indessen insgesamt weniger auf ‚high‘, als vielmehr auf ‚low‘. In einem Interview mit Christian Reder, dem ein sehr erhellender Essay über den Künstler verdankt wird, äußert sich Gironcoli folgendermaßen über ein für ihn maßgebliches Inspirationsfeld:

„Ich habe mir in Kaufhäusern dauernd Plastikhäferln angeschaut, VIM- und ATA-Flascherln, Seifenschalen, Schachteln; also lauter Dinge, die keine Luxuswelt beschreiben, sondern im Alltag von Menschen gebraucht werden. Alles hat mich berührt. Ich habe versucht im Kleinen das Große wiederzufinden. Beeindruckt hat mich, wie solche Dinge mit ihrer Dünnwandingkeit ihr Selbstbewusstsein in der Welt aufbauen. Obwohl das überhaupt kein interessantes Design ist, sondern das Letzte vom Letzten, hat es doch etwas Eigenes, dem bin ich nachgegangen… Ich war in meinen Gedanken, in meinen Träumen viel zu unbürgerlich, als dass ich über Design eine Wiederherstellung bürgerlicher Ansprüche hätte dulden können. Das ist irgendwie kurios. Wo ich mich herumgetrieben habe, war alles ohne Qualität, das war das schäbigste Ausbeuten einer Idee und das hat mir ja gefallen.“...
Armin Zweite, Bruno Gironcoli in: Bettina M. Busse, Bruno Gironcoli, Die Skulpturen, Hatje Cantz, 2008

23.11.2017 - 17:00

Erzielter Preis: **
EUR 7.500,-
Schätzwert:
EUR 6.000,- bis EUR 8.000,-

Bruno Gironcoli *


(Villach 1936–2010 Wien)
Ohne Titel (Metallguß in Gummihülle [weiß]), 1975, signiert B. Gironcoli, vom Künstler bezeichnet: „Der Scherenschnitt, am Rand unten “Figur aus Metallguß in Gummihülle (weiß)“, Bleistift, Aquarell, Kreide auf Papier, 25,5 x 36 cm, Passep.-Ausschnitt 24,5 x 35,5 cm, gerahmt

Ausgestellt:
Bruno Gironcoli, Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München 1977/1978
Ganzseitige Abbildung im Ausstellungs-Katalog:
Bruno Gironcoli, Museum des XX. Jahrhunderts, Wien 1977 Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München 1977/1978
Galerie im Taxispalais, Innsbruck 1978
Salzburger Kunstverein Salzburg, Salzburg Künstlerhaus, 1978 Kulturhaus der Stadt Graz, Graz, Steirischer Herbst 1978 Allerheiligenpresse, Innsbruck 1977, S. 140

Provenienz:
Privatsammlung, München – direkt vom Künstler

Warum? Warum ist die besondere Qualität dieses grandiosen Oeuvres nicht ohne weiteres auf einen Nenner zu bringen? Dabei ist der Künstler kein Unbekannter, das ganz gewiss nicht. Es gab große Ausstellungen seines Werks in Österreich, in Deutschland und anderen Ländern. Ganz besonders ist die große Ausstellung in Erinnerung geblieben, die das MAK 1997 zeigen konnte. Wichtige Kritiker und einflussreiche Historiker haben seine Plastiken und seine nicht minder bewegenden Papierarbeiten beschrieben, analysiert und die besonderen formalen Eigenheiten und ihre zeitdiagnostischen Inhalte wortreich hervorgehoben.
An seinem beträchtlichen Renommee, untermauert durch seine nicht weniger erfolgreiche Lehrtätigkeit, kann es also nicht liegen, dass das Werk nach wie vor Verblüffung und jene Mischung aus Faszination und Skepsis, aus Betroffenheit und Ernüchterung auslöst und offensichtlich bis heute nicht jenen herausragenden Status hat, der ihm meines Erachtens gebührt. Die Gründe für diese eigentümlich ambivalente Rezeption sind aber meiner Einschätzung nach weniger im Werk selbst zu suchen als in der Tatsache, dass sich Gironcolis Arbeiten weder einer der großen Bewegungen des 20. Jahrhunderts zurechnen lassen noch unmittelbar schulbildend gewirkt haben.
Auffällig erscheint zunächst, dass sich der Künstler kaum einschlägig an der sogenannten Hochkunst und ihren jeweils aktuellen Ausprägungen orientiert hat. Eine gewisse, wenngleich ferne Affinität lässt sich beobachten, denkt man an Giacometti und Beuys, an die Arte Povera oder die Minimal Art. Grundsätzlich bleibt darüber hinaus festzuhalten, dass selbstverständlich auch das Readymade und die Installation bei Gironcolis Entwicklung eine Rolle gespielt haben. Sein Blick richtete sich indessen insgesamt weniger auf ‚high‘, als vielmehr auf ‚low‘. In einem Interview mit Christian Reder, dem ein sehr erhellender Essay über den Künstler verdankt wird, äußert sich Gironcoli folgendermaßen über ein für ihn maßgebliches Inspirationsfeld:

„Ich habe mir in Kaufhäusern dauernd Plastikhäferln angeschaut, VIM- und ATA-Flascherln, Seifenschalen, Schachteln; also lauter Dinge, die keine Luxuswelt beschreiben, sondern im Alltag von Menschen gebraucht werden. Alles hat mich berührt. Ich habe versucht im Kleinen das Große wiederzufinden. Beeindruckt hat mich, wie solche Dinge mit ihrer Dünnwandingkeit ihr Selbstbewusstsein in der Welt aufbauen. Obwohl das überhaupt kein interessantes Design ist, sondern das Letzte vom Letzten, hat es doch etwas Eigenes, dem bin ich nachgegangen… Ich war in meinen Gedanken, in meinen Träumen viel zu unbürgerlich, als dass ich über Design eine Wiederherstellung bürgerlicher Ansprüche hätte dulden können. Das ist irgendwie kurios. Wo ich mich herumgetrieben habe, war alles ohne Qualität, das war das schäbigste Ausbeuten einer Idee und das hat mir ja gefallen.“...
Armin Zweite, Bruno Gironcoli in: Bettina M. Busse, Bruno Gironcoli, Die Skulpturen, Hatje Cantz, 2008


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Zeitgenössische Kunst II
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 23.11.2017 - 17:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 11.11. - 23.11.2017


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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