Lot Nr. 6


Antoni Tàpies *


(Barcelona 1923–2012)
Pila de palla (Strohhaufen),1970,rückseitig signiert, Mischtechnik auf Leinwand, 73,5 x 92 cm, gerahmt

Das Werk ist beim Archivio der Fundació Antoni Tàpies, Barcelona, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.

Provenienz:
Martha Jackson Gallery, New York (Zertifikat vorhanden)
Galleria Toninelli, Rom
Privatsammlung, Italien
Europäische Privatsammlung

Literatur:
A. Agusti, Tàpies. The Complete Works, Bd. III, 1969–1975, Barcelona 2002, S. 110, Nr. 2116 mit Abb.

Antoni Tàpies wurde am 13. Dezember 1923 in Barcelona geboren. Seine Jugend wurde so durch den Spanischen Bürgerkrieg sowie eine zwei Jahre andauernde schwere Krankheit getrübt.

Von 1944 an, begann Tàpies in Barcelona Jura zu studieren. Zwei Jahre später widmete er sich jedoch ausschließlich der Kunst. Er war im Wesentlichen ein autodidaktischer Maler. Die wenigen Kunstkurse, die er besuchte, hatten keinen großen Einfluss auf ihn. Kurz nach Beginn seiner künstlerischen Laufbahn begann er, an den geheimen Treffen der im Jahre 1946 gegründeten Els Blaus (Die Blauen) teilzunehmen, einer ikonoklastischen Gruppe katalanischer Schriftsteller und Künstler.

Zunächst war es die Kunst Max Ernsts, Paul Klees, Juan Mirós, sowie der Arbeit der östlichen Philosophen, die ihn anzog. Später bewegte sich Tàpies dann auf die informelle Kunst (pintura matèrica) zu, in deren Rahmen er bald einen sehr persönlichen Stil entwickelte, der auf die Erforschung der transformativen Qualität der Materialien fokussiert war.
Um die Schwierigkeiten des Lebens unter dem Franco-Regime zu überwinden sowie aus dem Drang heraus, seine politische Haltung zu verkünden, schrieb Tàpies ein Jahrzehnt lang seine Memoiren. Diese wurden 1977 veröffentlicht – zum Ende des Franco-Regimes und den Anfängen von Spaniens Übergang zur Demokratie.
Die Mehrdeutigkeit und Unklarheit der Zeichen in der Arbeit des Künstlers macht die Interpretation seines Oeuvres schwierig. Das Ergebnis ist ein umfassendes Oeuvre, in seiner Form attraktiv und offen für neue Interpretationen; ein Oeuvre, das gegen Ende des Franco-Regimes zu einer Verkörperung des politischen Engagements wurde.

Werke wie Pila de Palla zeigen, dass es möglich ist, auch unter einem faschistischen Regime, das systematisch alle Zeichen der Freiheit der kritischen Moderne unterdrückt, modern zu sein. Dies ist vor allem in Katalonien der Fall, wo zwischen 1966 und 1977 ein starker Mobilisierungsprozess gegen das Franco-Regime stattfand. All dies macht Tàpies Arbeit zu einem Ort, an dem der Betrachter zum Bürger wird, der bereit ist, ästhetische Interessen in politische Motive umzuwandeln. Angesichts der heutigen politischen Situation in Katalonien, rufen viele dieser Gemälde nun das Gefühl hervor, dass die Geschichte im Begriff ist, sich zu wiederholen.
Arbeiten wie Pila de Palla haben also allen Anspruch auf Relevanz im Bezug zur gegenwärtigen Realität des Betrachters.

„Ich habe jetzt begriffen, dass die Rolle des einzelnen Vogels, die des vogelfreien Rebellen, diese, manchmal schmerzhafte Rolle, die Künstler annehmen müssen, auch im Zentrum der Freiheit und der Hoffnung stehen kann, die so viele Ideen inspirieren und Kampfgeist mit sich bringen.“
Antoni Tàpies

27.11.2018 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 106.250,-
Schätzwert:
EUR 90.000,- bis EUR 120.000,-

Antoni Tàpies *


(Barcelona 1923–2012)
Pila de palla (Strohhaufen),1970,rückseitig signiert, Mischtechnik auf Leinwand, 73,5 x 92 cm, gerahmt

Das Werk ist beim Archivio der Fundació Antoni Tàpies, Barcelona, registriert. Ein Fotozertifikat liegt bei.

Provenienz:
Martha Jackson Gallery, New York (Zertifikat vorhanden)
Galleria Toninelli, Rom
Privatsammlung, Italien
Europäische Privatsammlung

Literatur:
A. Agusti, Tàpies. The Complete Works, Bd. III, 1969–1975, Barcelona 2002, S. 110, Nr. 2116 mit Abb.

Antoni Tàpies wurde am 13. Dezember 1923 in Barcelona geboren. Seine Jugend wurde so durch den Spanischen Bürgerkrieg sowie eine zwei Jahre andauernde schwere Krankheit getrübt.

Von 1944 an, begann Tàpies in Barcelona Jura zu studieren. Zwei Jahre später widmete er sich jedoch ausschließlich der Kunst. Er war im Wesentlichen ein autodidaktischer Maler. Die wenigen Kunstkurse, die er besuchte, hatten keinen großen Einfluss auf ihn. Kurz nach Beginn seiner künstlerischen Laufbahn begann er, an den geheimen Treffen der im Jahre 1946 gegründeten Els Blaus (Die Blauen) teilzunehmen, einer ikonoklastischen Gruppe katalanischer Schriftsteller und Künstler.

Zunächst war es die Kunst Max Ernsts, Paul Klees, Juan Mirós, sowie der Arbeit der östlichen Philosophen, die ihn anzog. Später bewegte sich Tàpies dann auf die informelle Kunst (pintura matèrica) zu, in deren Rahmen er bald einen sehr persönlichen Stil entwickelte, der auf die Erforschung der transformativen Qualität der Materialien fokussiert war.
Um die Schwierigkeiten des Lebens unter dem Franco-Regime zu überwinden sowie aus dem Drang heraus, seine politische Haltung zu verkünden, schrieb Tàpies ein Jahrzehnt lang seine Memoiren. Diese wurden 1977 veröffentlicht – zum Ende des Franco-Regimes und den Anfängen von Spaniens Übergang zur Demokratie.
Die Mehrdeutigkeit und Unklarheit der Zeichen in der Arbeit des Künstlers macht die Interpretation seines Oeuvres schwierig. Das Ergebnis ist ein umfassendes Oeuvre, in seiner Form attraktiv und offen für neue Interpretationen; ein Oeuvre, das gegen Ende des Franco-Regimes zu einer Verkörperung des politischen Engagements wurde.

Werke wie Pila de Palla zeigen, dass es möglich ist, auch unter einem faschistischen Regime, das systematisch alle Zeichen der Freiheit der kritischen Moderne unterdrückt, modern zu sein. Dies ist vor allem in Katalonien der Fall, wo zwischen 1966 und 1977 ein starker Mobilisierungsprozess gegen das Franco-Regime stattfand. All dies macht Tàpies Arbeit zu einem Ort, an dem der Betrachter zum Bürger wird, der bereit ist, ästhetische Interessen in politische Motive umzuwandeln. Angesichts der heutigen politischen Situation in Katalonien, rufen viele dieser Gemälde nun das Gefühl hervor, dass die Geschichte im Begriff ist, sich zu wiederholen.
Arbeiten wie Pila de Palla haben also allen Anspruch auf Relevanz im Bezug zur gegenwärtigen Realität des Betrachters.

„Ich habe jetzt begriffen, dass die Rolle des einzelnen Vogels, die des vogelfreien Rebellen, diese, manchmal schmerzhafte Rolle, die Künstler annehmen müssen, auch im Zentrum der Freiheit und der Hoffnung stehen kann, die so viele Ideen inspirieren und Kampfgeist mit sich bringen.“
Antoni Tàpies


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kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Post-War und Zeitgenössische Kunst I
Auktionstyp: Saalauktion
Datum: 27.11.2018 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 17.11. - 27.11.2018


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

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