Lot Nr. 104


Rosalba Carriera


Rosalba Carriera - Alte Meister I

(Venedig 1673–1757)
Diana,
Pastell auf Papier, 30,5 x 26,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Mailand;
Privatsammlung, Bologna

Literatur:
E. Martini, La Pittura Veneziana del Settecento, Venedig 1964, S. 200, Abb. 112 (als Rosalba Carriera);
N. Jeffares, Dictionary of Pastellists before 1800, Rosalba Carriera – Mythological Subjects II, Online-Ausgabe, aktualisiert Mai 2021, S. 9, Nr. J.21.1879 (als Rosalba Carriera)

Dem Gemälde liegt ein Fotogutachten von Rodolfo Pallucchini vom 18. August 1944 bei.

Dieses zarte Pastell stellt Diana, die Göttin der Jagd, dar, die an ihren Attributen Pfeil und Bogen zu erkennen ist. Der elegante und raffinierte Umgang mit Helldunkelpartien und Halbtönen, der das Werk auszeichnet, macht seine durchgängig hohe Qualität aus. Das Porträt Dianas belegt die fundierte Meisterschaft Rosalba Carrieras im direkten Auftrag der Pastellfarben und dem erzielten weichen Impasto, wobei sie sich nur auf ganz feine mit Bleistift gezeichnete Umrisse stützt.

Die venezianische Künstlerin beschäftigte sich vor allem im dritten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts nach ihrer Rückkehr aus Paris intensiv mit dem Thema der Diana. Wie bei anderen allegorischen Themen schuf Rosalba Carriera auch in diesem Fall mehr als eine Fassung, wobei sie sich jedoch nie genau wiederholte, selbst wenn sie dasselbe Motiv wählte. Dieses Werk, das in die Jahre der vollen Reife der Künstlerin datiert werden kann, ist mit den schönsten Bildern allegorischer Figuren verwandt, die in der Gemäldegalerie in Dresden aufbewahrt werden, von denen drei die griechische Göttin Diana darstellen (Gal.-Nr. P 104, P 133 und P 140).

Das vorliegende Pastell ist ein Beispiel für das Genre der „Köpfe“ und „Halbfiguren“, das bei Kennern des 18. Jahrhunderts sehr beliebt war und das Rosalba Carriera zu ihrer persönlichen Spezialität machte, indem sie ihre immer wieder eingesetzten Modelle als Allegorien der Elemente, der Jahreszeiten, als Göttinnen oder Tugenden „verkleidete“. Ihre Themenwahl ist ganz von der Anmut des 18. Jahrhunderts bestimmt und oft von einer sanften Erotik durchdrungen. Zartheit und eine fast schwebende Atmosphäre kennzeichnen den Stil der Künstlerin. Eine der Eigenschaften, die ihre Porträts so berühmt gemacht haben, ist auch in Carrieras Fähigkeit zu sehen, die psychische Disposition und die Stimmung der von ihr Porträtierten zu durchdringen und ihre Gefühlsverfassung zu enthüllen.

Der Erfolg Rosalba Carrieras, einer der gefeiertsten Malerinnen aller Zeiten, stellte sich früh ein und hatte internationalen Zuschnitt. Herrscher, Mitglieder des Adels und andere wetteiferten darum, von ihr porträtiert zu werden oder eines ihrer Bilder zu erwerben. Die Sammlung von August III., König von Polen, umfasste mehr als hundert ihrer Pastelle, die später in der Gemäldegalerie in Dresden ausgestellt wurden. Für denselben Herrscher schuf Carriera um 1710‒1715 eines ihrer sehr seltenen Ölgemälde (Kunsthistorisches Museum, Wien, Inv.-Nr. 1655). Gerade in der Gattung der Porträtmalerei reiht sich Carrieras Werk aufgrund seiner augenfälligen malerischen Leichtigkeit und Freiheit in die Hauptströmung des Rokokos ein, die der venezianischen Malerei am Ende des 17. Jahrhunderts wieder zu internationaler Bedeutung verhelfen sollte.

Die frühesten Aufzeichnungen über Carrieras Pastellarbeiten stammen aus dem Jahr 1703, zwei Jahre später wurde sie in die Accademia di San Luca in Rom aufgenommen. Nachdem sie 1720 mit der Ernennung zum Mitglied der Accademia Clementina in Bologna weitere Anerkennung für ihre Kunst erfahren hatte, reiste sie nach Paris, dem sie erst in den ersten Monaten des Folgejahrs den Rücken kehrte. In der französischen Hauptstadt konnte Carriera alle wichtigen Persönlichkeiten der Epoche porträtieren und arbeitete für Ludwig XV. von Frankreich, der damals noch ein Kind war, und für den Regenten, Herzog Philipp II. von Orléans. Ihr Aufenthalt in Paris mehrte auch ihren Ruhm in Italien, und 1723 wurde sie an den Hof von Modena gerufen, um die Prinzessinnen aus dem Haus d’Este zu porträtieren. Die Bildnisse ihrer Freunde und Künstlerkollegen Marco und Sebastiano Ricci entstanden im darauffolgenden Jahr. Im Jahr 1741 begann sie mit dem Zyklus Die vier Elemente, der in der Galleria Corsini in Rom aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 569, 570, 571 und 572); die Serie wurde 1743 vollendet und lässt sich gut mit dem vorliegenden Gemälde vergleichen.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
+43 1 515 60 403

oldmasters@dorotheum.com

10.11.2021 - 16:00

Erzielter Preis: **
EUR 40.960,-
Schätzwert:
EUR 40.000,- bis EUR 60.000,-

Rosalba Carriera


(Venedig 1673–1757)
Diana,
Pastell auf Papier, 30,5 x 26,5 cm, gerahmt

Provenienz:
Privatsammlung, Mailand;
Privatsammlung, Bologna

Literatur:
E. Martini, La Pittura Veneziana del Settecento, Venedig 1964, S. 200, Abb. 112 (als Rosalba Carriera);
N. Jeffares, Dictionary of Pastellists before 1800, Rosalba Carriera – Mythological Subjects II, Online-Ausgabe, aktualisiert Mai 2021, S. 9, Nr. J.21.1879 (als Rosalba Carriera)

Dem Gemälde liegt ein Fotogutachten von Rodolfo Pallucchini vom 18. August 1944 bei.

Dieses zarte Pastell stellt Diana, die Göttin der Jagd, dar, die an ihren Attributen Pfeil und Bogen zu erkennen ist. Der elegante und raffinierte Umgang mit Helldunkelpartien und Halbtönen, der das Werk auszeichnet, macht seine durchgängig hohe Qualität aus. Das Porträt Dianas belegt die fundierte Meisterschaft Rosalba Carrieras im direkten Auftrag der Pastellfarben und dem erzielten weichen Impasto, wobei sie sich nur auf ganz feine mit Bleistift gezeichnete Umrisse stützt.

Die venezianische Künstlerin beschäftigte sich vor allem im dritten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts nach ihrer Rückkehr aus Paris intensiv mit dem Thema der Diana. Wie bei anderen allegorischen Themen schuf Rosalba Carriera auch in diesem Fall mehr als eine Fassung, wobei sie sich jedoch nie genau wiederholte, selbst wenn sie dasselbe Motiv wählte. Dieses Werk, das in die Jahre der vollen Reife der Künstlerin datiert werden kann, ist mit den schönsten Bildern allegorischer Figuren verwandt, die in der Gemäldegalerie in Dresden aufbewahrt werden, von denen drei die griechische Göttin Diana darstellen (Gal.-Nr. P 104, P 133 und P 140).

Das vorliegende Pastell ist ein Beispiel für das Genre der „Köpfe“ und „Halbfiguren“, das bei Kennern des 18. Jahrhunderts sehr beliebt war und das Rosalba Carriera zu ihrer persönlichen Spezialität machte, indem sie ihre immer wieder eingesetzten Modelle als Allegorien der Elemente, der Jahreszeiten, als Göttinnen oder Tugenden „verkleidete“. Ihre Themenwahl ist ganz von der Anmut des 18. Jahrhunderts bestimmt und oft von einer sanften Erotik durchdrungen. Zartheit und eine fast schwebende Atmosphäre kennzeichnen den Stil der Künstlerin. Eine der Eigenschaften, die ihre Porträts so berühmt gemacht haben, ist auch in Carrieras Fähigkeit zu sehen, die psychische Disposition und die Stimmung der von ihr Porträtierten zu durchdringen und ihre Gefühlsverfassung zu enthüllen.

Der Erfolg Rosalba Carrieras, einer der gefeiertsten Malerinnen aller Zeiten, stellte sich früh ein und hatte internationalen Zuschnitt. Herrscher, Mitglieder des Adels und andere wetteiferten darum, von ihr porträtiert zu werden oder eines ihrer Bilder zu erwerben. Die Sammlung von August III., König von Polen, umfasste mehr als hundert ihrer Pastelle, die später in der Gemäldegalerie in Dresden ausgestellt wurden. Für denselben Herrscher schuf Carriera um 1710‒1715 eines ihrer sehr seltenen Ölgemälde (Kunsthistorisches Museum, Wien, Inv.-Nr. 1655). Gerade in der Gattung der Porträtmalerei reiht sich Carrieras Werk aufgrund seiner augenfälligen malerischen Leichtigkeit und Freiheit in die Hauptströmung des Rokokos ein, die der venezianischen Malerei am Ende des 17. Jahrhunderts wieder zu internationaler Bedeutung verhelfen sollte.

Die frühesten Aufzeichnungen über Carrieras Pastellarbeiten stammen aus dem Jahr 1703, zwei Jahre später wurde sie in die Accademia di San Luca in Rom aufgenommen. Nachdem sie 1720 mit der Ernennung zum Mitglied der Accademia Clementina in Bologna weitere Anerkennung für ihre Kunst erfahren hatte, reiste sie nach Paris, dem sie erst in den ersten Monaten des Folgejahrs den Rücken kehrte. In der französischen Hauptstadt konnte Carriera alle wichtigen Persönlichkeiten der Epoche porträtieren und arbeitete für Ludwig XV. von Frankreich, der damals noch ein Kind war, und für den Regenten, Herzog Philipp II. von Orléans. Ihr Aufenthalt in Paris mehrte auch ihren Ruhm in Italien, und 1723 wurde sie an den Hof von Modena gerufen, um die Prinzessinnen aus dem Haus d’Este zu porträtieren. Die Bildnisse ihrer Freunde und Künstlerkollegen Marco und Sebastiano Ricci entstanden im darauffolgenden Jahr. Im Jahr 1741 begann sie mit dem Zyklus Die vier Elemente, der in der Galleria Corsini in Rom aufbewahrt wird (Inv.-Nr. 569, 570, 571 und 572); die Serie wurde 1743 vollendet und lässt sich gut mit dem vorliegenden Gemälde vergleichen.

Experte: Mark MacDonnell Mark MacDonnell
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Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
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Auktion: Alte Meister I
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 10.11.2021 - 16:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 29.10. - 10.11.2021


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.