Lot Nr. 547


Theodor von Hörmann


(Imst 1840–1895 Graz)
Eisschollen am Ufer der Thaya, 1891, signiert, datiert Theod. v. Hörmann / Znaim März 1891, rückseitig Etikett mit Nr. 64, Öl auf Leinwand, 70 x 101 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Johann Stikarofsky (1846-1919), Brünn;
dessen Auktion, C. J. Wawra, Wien, 30. März 1903, Los 37;
erworben von Dr. Rudolf Landesberg (1876-1915), Wien;
Privatsammlung, Wien;
Kunsthandel, Wien, 1970iger;
Privatsammlung, Österreich.

Ausgestellt:
Leopold Museum, Wien, 29. April - 29. August 2016.

Abgebildet und verzeichnet in:
Marianne Hussl-Hörmann, Theodor von Hörmann. Biographie und Verzeichnis der Gemälde, Wien 2013, WVZ-Nr. I.313 (inkorrekte Maßangabe);
Theodor von Hörmann. Von Paris zur Secession, Ausstellungskatalog Leopold Museum, Wien 2016, Abb. S. 73.

Im März 1891 begab sich Theodor von Hörmann an das Ufer der Thaya, um das faszinierende Schauspiel der mächtigen, auf den Uferweg gezogenen Eisblöcke inmitten einer erwachenden Natur festzuhalten. Er malte zunächst zwei kleine Bilder auf Holz, eines davon ist in der Sammlung des Belvedere, wo die Landschaft noch nebelverhangen ist, während in diesem dritten wohl im Atelier entstandenen Gemälde die strahlende Sonne alles in einen wärmenden, goldbraunen Ton taucht.
Ein Jahr zuvor, 1890, war Hörmann nach Znaim in Mähren gezogen, das damals noch Teil des Kaiserreiches und gut an Wien angebunden war. Ein langer Weg lag hinter ihm, vom ausgebildeten Offizier, der in St. Pölten unterrichtete und zum Autodidakten der Malerei wurde, hin zu den überaus fruchtbaren und inspirierenden Jahren in Paris, die ihm die malerische Freiheit und Vielfalt der impressionistischen Naturerfassung näherbrachten. Nach seiner Rückkehr 1890 ging er überraschend nach Znaim, suchte wohl Ruhe und Natur, ein kleines Barbizon. In den folgenden fünf Jahren – die letzten seines zu kurzen Künstlerlebens – entstanden Hauptwerke, nicht nur seiner Kunst, sondern auch der österreichischen Malerei an der Schwelle zur Moderne, zur Secession, dessen Vordenker und Initiator Hörmann war.

Zu diesen Meisterwerken gehört auch das Gemälde der „Eisschollen“, mit dem Hörmann seine Znaimer Zeit einleitete. Es befand sich für Jahrzehnte in Privatbesitz und ist vielleicht eines der letzten Hauptwerke, das am Markt angeboten werden kann.
Hörmann war ein „Wirklichkeitsfanatiker“, der in seiner Suche nach Authentizität den Realismus überwand. Es sind ganz spezifische Details, mit denen er subtil die Selbstverständlichkeit eines Motivs in Frage stellt und damit die Gleichgültigkeit des Sehens: Eine betonte Diagonale schafft die Illusion des Raumes, die mit dem hochgezogenen Horizont und den wie übereinandergestapelten Bildebenen kollidiert. Dynamische Widersprüche kennzeichnen auch die malerische Umsetzung: Eine penible, fast naive Zeichnung der Häuser des malerisch am Hügel angeordneten Städtchens Znaim wird von einem „Chaos“ der Pinselstriche konterkariert, die teils deckend, dann wieder in feinen, gestisch aufgetragenen Linien das grandiose Naturschauspiel der Eisschollen erfassen. Und es wäre nicht Hörmann, wenn nicht auch das Motiv diesem reizvollen, die Wahrnehmung hinterfragenden Spiel Folge leistet: Dünne, zerbrechlich wirkende Birkenstämmchen stehen inmitten von mächtigen Eisschollen, Inbegriff der Kräfte der Natur. Aber sie wirken gezähmt in ihrem wilden Durcheinander, während sich die jungen Bäume in streng linearer Anordnung spielerisch und siegessicher in die Höhe heben und ein neues Jahr ankünden.

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at

25.04.2024 - 18:00

Erzielter Preis: **
EUR 390.000,-
Schätzwert:
EUR 160.000,- bis EUR 250.000,-

Theodor von Hörmann


(Imst 1840–1895 Graz)
Eisschollen am Ufer der Thaya, 1891, signiert, datiert Theod. v. Hörmann / Znaim März 1891, rückseitig Etikett mit Nr. 64, Öl auf Leinwand, 70 x 101 cm, gerahmt

Provenienz:
Sammlung Johann Stikarofsky (1846-1919), Brünn;
dessen Auktion, C. J. Wawra, Wien, 30. März 1903, Los 37;
erworben von Dr. Rudolf Landesberg (1876-1915), Wien;
Privatsammlung, Wien;
Kunsthandel, Wien, 1970iger;
Privatsammlung, Österreich.

Ausgestellt:
Leopold Museum, Wien, 29. April - 29. August 2016.

Abgebildet und verzeichnet in:
Marianne Hussl-Hörmann, Theodor von Hörmann. Biographie und Verzeichnis der Gemälde, Wien 2013, WVZ-Nr. I.313 (inkorrekte Maßangabe);
Theodor von Hörmann. Von Paris zur Secession, Ausstellungskatalog Leopold Museum, Wien 2016, Abb. S. 73.

Im März 1891 begab sich Theodor von Hörmann an das Ufer der Thaya, um das faszinierende Schauspiel der mächtigen, auf den Uferweg gezogenen Eisblöcke inmitten einer erwachenden Natur festzuhalten. Er malte zunächst zwei kleine Bilder auf Holz, eines davon ist in der Sammlung des Belvedere, wo die Landschaft noch nebelverhangen ist, während in diesem dritten wohl im Atelier entstandenen Gemälde die strahlende Sonne alles in einen wärmenden, goldbraunen Ton taucht.
Ein Jahr zuvor, 1890, war Hörmann nach Znaim in Mähren gezogen, das damals noch Teil des Kaiserreiches und gut an Wien angebunden war. Ein langer Weg lag hinter ihm, vom ausgebildeten Offizier, der in St. Pölten unterrichtete und zum Autodidakten der Malerei wurde, hin zu den überaus fruchtbaren und inspirierenden Jahren in Paris, die ihm die malerische Freiheit und Vielfalt der impressionistischen Naturerfassung näherbrachten. Nach seiner Rückkehr 1890 ging er überraschend nach Znaim, suchte wohl Ruhe und Natur, ein kleines Barbizon. In den folgenden fünf Jahren – die letzten seines zu kurzen Künstlerlebens – entstanden Hauptwerke, nicht nur seiner Kunst, sondern auch der österreichischen Malerei an der Schwelle zur Moderne, zur Secession, dessen Vordenker und Initiator Hörmann war.

Zu diesen Meisterwerken gehört auch das Gemälde der „Eisschollen“, mit dem Hörmann seine Znaimer Zeit einleitete. Es befand sich für Jahrzehnte in Privatbesitz und ist vielleicht eines der letzten Hauptwerke, das am Markt angeboten werden kann.
Hörmann war ein „Wirklichkeitsfanatiker“, der in seiner Suche nach Authentizität den Realismus überwand. Es sind ganz spezifische Details, mit denen er subtil die Selbstverständlichkeit eines Motivs in Frage stellt und damit die Gleichgültigkeit des Sehens: Eine betonte Diagonale schafft die Illusion des Raumes, die mit dem hochgezogenen Horizont und den wie übereinandergestapelten Bildebenen kollidiert. Dynamische Widersprüche kennzeichnen auch die malerische Umsetzung: Eine penible, fast naive Zeichnung der Häuser des malerisch am Hügel angeordneten Städtchens Znaim wird von einem „Chaos“ der Pinselstriche konterkariert, die teils deckend, dann wieder in feinen, gestisch aufgetragenen Linien das grandiose Naturschauspiel der Eisschollen erfassen. Und es wäre nicht Hörmann, wenn nicht auch das Motiv diesem reizvollen, die Wahrnehmung hinterfragenden Spiel Folge leistet: Dünne, zerbrechlich wirkende Birkenstämmchen stehen inmitten von mächtigen Eisschollen, Inbegriff der Kräfte der Natur. Aber sie wirken gezähmt in ihrem wilden Durcheinander, während sich die jungen Bäume in streng linearer Anordnung spielerisch und siegessicher in die Höhe heben und ein neues Jahr ankünden.

Expertin: Dr. Marianne Hussl-Hörmann Dr. Marianne Hussl-Hörmann
+43-1-515 60-765

marianne.hussl-hoermann@dorotheum.at


Käufer Hotline Mo.-Fr.: 10.00 - 17.00
kundendienst@dorotheum.at

+43 1 515 60 200
Auktion: Gemälde des 19. Jahrhunderts
Auktionstyp: Saalauktion mit Live Bidding
Datum: 25.04.2024 - 18:00
Auktionsort: Wien | Palais Dorotheum
Besichtigung: 13.04. - 25.04.2024


** Kaufpreis inkl. Käufergebühr und Mehrwertsteuer

Es können keine Kaufaufträge über Internet mehr abgegeben werden. Die Auktion befindet sich in Vorbereitung bzw. wurde bereits durchgeführt.